Am Samstag, den 16.09.23, fand die Bayerische Landesmeisterschaft der Floristen in München im Gasteig HP8 statt. Das Thema der diesjährigen Meisterschaft stand ganz unter dem Motto „Flower-Power“ passend zu dem noch laufenden, diesjährigem „Flower-Power Festival München“. Unseren Austragungsort, der Gasteig HP8, war für uns ein besonderes Highlight und wurde uns durch das Festival ermöglicht. Schon früh morgen startete der Tag für die Teilnehmer*innen mit den letzten Vorbereitungen, um 10 Uhr fiel dann der Startschuss und der Wettkampf begann. Sechs Florist*innen stellten sich den vier Aufgaben zu folgenden Themen: 1) Gestalten Sie einen Raumschmuck, welcher eine Hommage an die Hippie Zeit darstellt.
Die Techniken und Konstrukte der Teilnehmer*innen boten ein breites Spektrum an. So fertigte Lea Bußjäger mit der Startnummer 1 einen Raumschmuck, dessen Wasserversorgung aus vielen Schläuchen bestand. Anna Heizmann hingegen griff die Schattenseite auf, und setzte in einem eisernen Regal gekonnt Munitionskisten, Stacheldraht und Co in Szene. Tino Hoogterp setzte in seinem Raumschmuck auch die Darstellung von zwei Gegensätzen; mit einer „Betonwand“ sorgte er für eine optische Trennung dieser zwei Gegensätze. Er steckte seine Blumen in viele mit Sphangum Moos gefüllte Gläser und vereinte es in einem großen Gefäß zu einem Ganzen. Christina Seisenberger griff mit ihrerm alternativen „Gefäß“ die Thematik ganz anders auf. Sie wählte für diese Arbeit Schlaghosen aus denen Sie Ihre Blumen entspringen ließ. Diana Bittmann hatte sich für ein Peace-Zeichen entschieden, welches aus Sperrholz, Holzspießen und Reagenzgläsern das Unterkonstrukt bildeten und die Blumen integrierte. Irmgard Fendt arbeitete ebenfalls ein Peace-Zeichen, welches in Steckmasse gesteckt wurde.
2) Binden Sie einen Strauß zu einem Ihrer Lieblings Powersongs.
Bei dieser Aufgabe kam gleich zweimal der gleiche Song vor, so wählten Lea Bußjäger und Diana Bittmann das gleiche Lied und interpretierten dieses jedoch vollkommen anders. Lea Bußjäger „ Für den Strauß habe ich das Lied Viva la Vida von der Band Coldplay gewählt.
Die fröhliche Melodie dieses Songs ermutigt, gibt Kraft und löst Glücksgefühle aus. Mit dem dynamischen Rhythmus verbinde ich automatisch gute Laune. Außerdem verleiht es mir neue Energie. Im Strauß sollen die leuchtende Farbkomposition und die vielfältige Blütenauswahl diese Gefühle ausstrahlen und an den Betrachter vermitteln – getreu dem Motto: Lebe das Leben!“
Diana Bittmann entgegen: „Mein Power Song "Viva la Vida“ von Coldplay ist ein zeitloser Hit, der mit seinerMelodie und seinen tiefgründigen Texten die Herzen der Zuhörer erobert hat. DerSong erzählt die Geschichte eines einst mächtigen Herrschers, der seinen Thronverliert und die Höhen und Tiefen seines Lebens reflektiert. Die Musik ist einemeisterhafte Mischung aus orchestralem Glanz und Rockelementen, die eineemotionale Reise durch die Höhen und Tiefen des Lebens darstellt.
"Viva la Vida" von Coldplay ist nicht nur ein musikalisches Meisterwerk, sondern
auch eine Hymne an das Leben selbst. Wenn man dabei an Blumen denkt, erhält
man eine lebendige Vorstellung davon, wie die Musik und die Natur
zusammenkommen, um unsere Sinne zu berühren und unsere Gefühle zu entfachen.
Es ist eine Einladung, das Leben in all seinen Facetten zu feiern und zu schätzen,
ebenso wie die Schönheit der Blumen, die es umgeben.
Mit jedem Akkord und jedem Blütenblatt erinnert uns dieses Lied daran, dass das
Leben ein ständiger Tanz ist, ein üppiges Blumenmeer aus Emotionen und
Erfahrungen. Und genau wie diese Blumen blühen, erblüht "Viva la Vida" immer
wieder aufs Neue in unseren Herzen, bereit, uns mit seiner unvergleichlichen
Harmonie zu bezaubern.
Für mich mein absoluter PowerSong: kraftvoll, harmonisch, zeitlos und vor allem
energiegeladen.
Ganz klar verwende ich folgende Blumen in Anlehnung an den Song:
wie soll es anders sein, Craspedien (Trommelstöcke) für die durchgehenden
Trommelschläge, Gloriosa als Symbol für den besungenen König, Sandersonia
(Goldglöckchen) als Symbol für Jerusalems Glocken.“
Christina Seisenberger entschied sich für „Cover Me In Sunshine“ von Pink, Willow Sage Hart, Tino Hoogterp wählte für sich „Bochum“ von Herbert Grönemeyer, Anna Heizmann griff „Momentnsammler“ von Schmidbauer & Kälberer auf und Irmgard Fendt gestaltete Ihren Strauß passend zu dem Lied von Gehard Wendlland „Überall blühen Rosen“. So unterschiedlich wie die Lieder ausgewählt wurden, so unterschiedlich zeigten sich auch die fertigen Sträuße.
3) Gestalten Sie eine Gefäßfüllung und stellen eine „Powerflower“ besonders in den Vordergrund Die dritte Aufgabe des Tages war eine Gefäßfüllung zu gestalten welche eine „Powerflower“ besonders in den Vordergrund stellt. Auch diese Aufgabe meisterten alle Teilnehmer*innen mit Bravour. Das Publikum verfolgte hier hautnah die Veränderungen jeder Gefäßfüllung und konnte so immer stärker erkennen welche „Powerflower“ bei den Teilnehmer*innen im Vordergrund stand. 4) Erarbeiten Sie ein freies Werkstück, welches Ihre persönliche „Power“ aufgreift Die wohl schwerste Aufgabe des Tages, ein freies Werkstück, welches die persönliche „Power“ der Teilnehmer*innen aufgreift. In den Aufgaben zuvor konnten Sie sich an unterschiedlichen Dingen orientieren wie Songtexte oder historische Fakten – doch bei diesem Werkstück musste man sich mit sich selbst auseinander setzen und diese Aspekte der Persönlichkeit floral interpretieren. Um es für die Jury und das Publikum etwas aufzuschlüsseln und verständlicher zu gestalten, hatten die Teilnehmer*innen auch hier im Voraus eine Erklärung vorbereitet. Lea Bußjäger: „Als freie Arbeit werde ich ein gebundenes Werkstückfertigen. Die Gestaltung ist sehr natürlich – Natürlichkeit prägtmich. Die gearbeiteten Bindestellen sollen ein Zeichenfür meine Verlässlichkeit und Zwischenmenschlichkeitsein. Lebhafte Farben spiegeln mein fröhliches undfreundliches Gemüt wider. Durch die zum Teil verwendeten wilden Blumen undWerkstoffe symbolisiere ich ebenfalls meineNaturverbundenheit. Ehrgeiz ist mein Ansporn, deshalbwage ich mich das erste Mal an diese Technikform." Anna Heizmann: „ Wo gibt es noch einmal zwei Dinge so gegensätzlich und so nah verwandt, so unähnlich und doch so kaum voneinander zu unterscheiden wie Bescheidenheit und Stolz? — Marie von Ebner-Eschenbach Auf meinem Weg zur Meisterfloristin habe ich gelernt, dass mich vor allem das harmonische Zusammenspiel aus Gegensätzen ausmacht. Wo Bescheidenheit ist, ist auch Stolz. Wo Ruhe und Stabilität ist, ist auch die Aufregung, die Neugier und der Respekt vor neuen Herausforderungen. Ich bin vielseitig. Dieses Gegenspiel stelle ich in einem raumgreifenden Hohlkörper dar. Das Netz aus Linien wirkt auf den ersten Blick ungezwungen und frei. Diese Leichtigkeit ist ein Resultat meiner Gestaltung. Eine Körperform die Raum schafft. Ein Raum der für vieles Platz hat, der mit Wissen, Begegnungen, Freunden, Erlebnissen und schönen Momenten gefüllt werden will. Die vielfältige Werkstoffauswahl vereint sich zu einer offenen Form. Sie symbolisiert meine eigne Offenheit und meine große Lust auf immer neue Erfahrungen, Abenteuer und Lebensmomente. Die Form definiert sich vor allem durch Überschneidungen der einzelnen Linien. Die Knotenpunkte geben dem Werkstück Halt und sind Voraussetzung für die Stabilität des Konstrukts. Genauso geht es auch mir. Egal welche Herausforderung mir das Leben bringt, ich habe das Glück auf meine Erfahrung und meine Lebensbegleiter aufzubauen und zu vertrauen. Die mich zusammenhalten, immer unterstützen und mir Stabilität geben.“ Tino Hoogterp: „Eine meiner Stärken ist, mir meiner Schwächen bewusst zu sein. Aus diesem Grund habe ich Kolleginnen und Kollegen aus der Branche gebeten, mir Schlagwörter zu meiner Persönlichkeit und zur gestalterischen Person zu nennen. Zu meiner Persönlichkeit Ich bin vorurteilsfrei und soziales Engagement ist mir wichtig! Keine Ausgrenzung in jeglicher Hinsicht. Meine Ansicht ist, auch in der Floristik hat jedes Individuum seinen Charme, seinen Reiz und verdient es, in seinem eigenen Raum präsentiert zu werden. Punkte wie: Schonungslos ehrlich, anpackend, motiviert, harte Schale und weicher Kern und Heimatverbundenheit wurden mir hoch angerechnet. Man könnte meine persönliche Superpower auch beschreiben mit: Weltoffen, authentisch und gutherzig. Zur gestalterischen Person Mein großes Interesse ist es, verschiedene Materialien und Werkstoffe miteinander zu kombinieren, die auf den ersten Blick nicht kompatibel scheinen. Zudem bin ich bekannt für meine Stilbruchsicherheit und meine florale Renitenz. Mein Herz schlägt zudem für eine ausdrucksstarke, leidenschaftliche, pure und schnörkellose Gestaltung. Meine Herangehensweise an Arbeiten ist oft “um die Ecke denkend” und nach unkonventionellen Methoden suchend und findend.“ Christina Seisenberger: „Als freies Werkstück hab ich einen blumigen Stuhl in Anlehnung an die Naturgewählt. Für mich spiegelt dieses Werkstück meine Eigenschaften und mein Power wider. Ich finde neue Kraft in der Natur, auch bin ich sehr naturverbunden und arbeite liebend gerne mit deren Materialien. Eine Präsentation der Natur ist für mich, ein Kind vom Land,ein Bedürfnis. Wird das leben mal anstrengend finde ich in der Natur mein Ruhepol. Trotzdem geht es sehr bunt in meinem Leben zu. All diese Power, die ich in mir Trage und auch nach Außen bringe, will ich durch diekräftig bunten Blumen zum Ausdruck bringen.“
Diana Bittmann:
„Die wohl schwierigste Aufgabe besteht darin, meine eigenen charakterstarken
Eigenschaften zu benennen. Daher habe ich meine Freunde, Kollegen und Familie
um ihre Meinung gebeten. Alle kamen zu dem gleichen Schluss: "Du hast ein gutes
Herz, bist immer für jeden da und hilfst, wo du nur kannst." Obwohl diese
Rückmeldungen nicht besonders konkret waren, habe ich versucht, meine
Superpower zu identifizieren. Ich habe erkannt, dass meine Stärke in meiner hohen
emotionalen Kompetenz liegt. Diese zeichnet sich durch meine Fähigkeit aus, meine
eigenen Gefühle gut zu erkennen, zu verstehen und angemessen damit umzugehen.
Ich bin sensibel und kann meine Bedürfnisse und Grenzen klar kommunizieren.
Gleichzeitig bin ich einfühlsam und kann mich gut in die Gefühle und Perspektiven
anderer Menschen hineinversetzen. Es ist für mich selbstverständlich, empathisch zu
reagieren und anderen Unterstützung und Trost zu spenden. Zudem bin ich ein guter
Zuhörer und kann Konflikte auf konstruktive Weise lösen. Es liegt mir am Herzen,
andere Menschen zu motivieren und zu inspirieren. Meine persönliche Power liegt
also eindeutig in meiner emotionalen Kompetenz, die es mir ermöglicht, mich selbst
und andere Menschen besser zu verstehen und eine positive und harmonische
Atmosphäre zu schaffen. Und all das mache ich mit viel Leidenschaft. Es ist jedoch
eine Herausforderung, diese Vielfalt und Stärke der emotionalen Kompetenz floral
darzustellen und gleichzeitig die Harmonie, die mir so wichtig ist, zu verdeutlichen.“
Irmgard Fendt:
„Bei dem Satz, was sind deine Stärken“, fiel mir sofort der rundgesteckte Kranz ein. Esist eine meiner Lieblingsarbeiten in der Floristik. Es gibt keinen Anfang und keinEnde. Er symbolisiert den Kreislauf der Natur. Er ist das Symbol für Hoffnung undUnendlichkeit.
Für mich ist es sehr wichtig, dass ich meine Kreativität ausleben kann. FloraleHerausforderungen machen mein Leben noch spannender. Oft kann ich Beruf und Hobby nicht voneinander trennen. Denn mein Beruf ist mein Hobby.
Ich liebe alle Farben, manche mit ein bisschen mehr und manche mit etwas wenigerHingabe. Die Jahreszeiten spielen hier auch eine große Rolle. Es ist mir aber immerwichtig, dass das Endprodukt stimmig ist. Die Farben müssen harmonieren.Farbbrücken sind mir hier immer ein willkommener Freund.
Ich wähle für mein Werkstück allerdings die Nichtfarbe Weiß , da es meineLieblingsfarbe ist. Oft sind am Abend, nach stundenlangem Dekorieren meine Augenvon so vielen Farben und Eindrücken überflutet, dass es für mich ein Wohlbefindenist, mich in meinem weißen Garten zu erholen.“
Den Tag über moderierten Karin Pressel, Lehrerin an der staatlichen Fachschule für Blumenkunst Weihenstephan, gemeinsam mit Fredericke Roser, Journalistin beim Bayerischen Rundfunk. Souverän und mit einer frischen Art führten Sie mit Interviews der Jury( Josef Dirr, Marianne Wieler, Johann Obendrauf), der Sponsoren, dem vorjahres Sieger Andreas Müssig, der Teilnehmer*innen und der Vorstellung von den Werkstücken mit allen fachlichen Komponenten durch den Tag.
Für unsere Teilnehmer*innen (Christina Seisenberger, Lea Bußjäger, Anna Heizmann, Diana Bittmann, Irmgard Fendt, Tino Hoogterp) endete der Wettkampf um 15 Uhr.
Die Siegerehrung fand am Abend statt und bildete einen harmonischen Abschluss zum vorangegangenen Tag. Zeitgleich mit der Siegerehrung wurde auch die Ausstellung der Werkstücke eröffnet und so konnten alle blumenbegeisterten am Sonntag die Arbeiten der Teilnehmer*innen bestaunen.
Den Sieg holte Tino Hoogterp, von Blumen Brandl aus München für sich, welcher nun im nächsten Jahr an der deutschen Meisterschaft für Floristen in Berlin Bayern vertreten darf.
Den zweiten Platz sicherte sich Anna Heizmann, selbstständige Floristmeisterin und den dritten Platz Lea Bußjäger von Blumen Müssig am Rathaus.
Ein großer Dank geht an all unsere Sponsoren, durch diese solch tolle Branchenveranstaltungen möglich gemacht werden. Besonders bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei unserem Gold Sponsor FleuraMetz Deutschland, unseren Silber Sponsoren Kwoka Florisitk Handels-GmbH und Smithers Oasis Germany. Ein weiterer Dank geht auch an den Gasteig HP8 in München welcher uns die Location zur Verfügung gestellt hat und somit dieser blumige Wettkampf auch für das Publikum zugänglich war.
Ein rundum gelungener Veranstaltungstag mit viel Nervenkitzel.
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